Die Diskussion ging weiter und ich erwähnte daß selbst die Verbreitung von Orchideensamen durch den Wind nicht ausreichen würde um genug Pflanzen zu neuen Biotopen zu bringen weil diese so verinselt sind, ganz zu schweigen von den Pflanzen mit Samen die durch andere Wege wie Ameisen verbreitet werden. Sie benutzte einen rhetorischen Trick und sagte daß ich zwar Wissen hätte, aber es sei "nicht fundiert", wohingegen sie selbst eine Veröffentlichung über die Verbreitung von Samen durch Ameisen geschrieben hat.

(Viel später suchte ich in den on-line Büchereien in der Uni und fand keine Papers unter ihrem Namen. Der Orchideenhybridengärtner jedoch mit seinem nicht fundierten Wissen hatte einige davon veröffentlicht. Hmm.. Es mag noch eine kleine Chance sein daß ich sie übersehen habe, aber einer meiner liebsten Buchautoren, Ephraim Kishon behauptet daß ein Hinweis auf nichtexistente Literatur in Verbindung mit einem gut plazierten persönlichen Angriff einer der ältesten Tricks ist und er sieht ihn oft von Moderne Kunst Lobbyisten angewandt. So werden die Leute, die etwas wissen, niemals eine Chance haben gegen diese Leute die nur vorgeben etwas zu wissen. Ende des Kommentars.)

"Wenn Sie auf Rathenau verweisen und das ernst meinen, mein Herr, dann bitte ich Sie, zuerst einmal Rathenaus Schriften zu lesen. Die sind gerade wieder editiert worden, alles zugänglich. Dort werden Sie alle Argumente gegen Ihre Position aufgelistet finden. Rathenau hat in seiner Zeit die Diskussion, die wir hier führen, ebenso geführt. Das läßt sich anhand der Schriften überprüfen."

Applaus. Bravo-Rufe.

Der Aufmüpfige setzte sich beschämt, und alle rückten von ihm ab. Ich aber hatte den eindrucksvollen Trick registriert, den ich zu Ehren des genialen Erfinders Professor Brock das "Rathenau-Gambit" nenne. Es ist äußerst simpel, wirkt aber sofort und endgültig. Er basiert darauf, daß sich die meisten Leute schämen, wenn sie etwas nicht kennen oder nicht gelesen haben. So haben sie keinerlei Chance gegen jene, die so tun, als wüßten sie etwas.

Ephraim Kishon, "Picassos süße Rache"